Was sind Tierversuche? Tierversuche sind wissenschaftliche Experimente an oder mit lebenden Tieren. Man spricht auch von Versuchstieren. Ziele: Ziele von Tierversuchen sind Erkenntnisgewinn in der Grundlagenforschung sowie die Entwicklung und Erprobung neuer medizinischer Therapiemöglichkeiten. Die Forschung mit Versuchstieren wird in Universitäten und Forschungseinrichtungen, Pharmaunternehmen und Dienstleistungsunternehmen durchgeführt. Die meisten Tiere werden eigens für Forschungszwecke gezüchtet, nur sehr wenige werden dafür gefangen. Schätzungen zufolge wurden im Jahr 2005 weltweit zwischen 58 und 115 Millionen Wirbeltiere – vor allem Zuchtformen der Hausmäuse und Wanderratten, aber auch Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen, Frettchen, Hunde und Primaten – für Tierversuche verwendet. Viele Versuchstiere sterben während der Experimente oder werden anschließend getötet. Die Aussagekraft von Tierversuchen und ihre ethische Vertretbarkeit ist umstritten.
Anwendungsbereiche Für Tierversuche werden meistens speziell gezüchtete Tiere verwendet, da man für aussagekräftige Resultate genaue Daten über diese Tiere braucht, z. B. ihre durchschnittliche Lebensdauer, aber auch Daten darüber, welche Krankheiten (Krebs, Diabetes etc.) wie häufig in der Population auftreten. Nach deutschem und europäischem Recht ist vorgeschrieben, dass nur für Versuchszwecke gezüchtete Tiere eingesetzt werden dürfen und lediglich in begründeten Ausnahmefällen davon abgewichen werden darf. In der freien Wildbahn eingefangene Tiere werden aus diesen Gründen sehr selten verwendet.
Grundlagenforschung Mit 48,1 % wurden 2011 in der Schweiz die meisten Tierversuche im Bereich der medizinischen Grundlagenforschung durchgeführt
Arzneimittelforschung 21 % der bei Tierversuchen in Deutschland verwendeten Tiere wurden 2005 zur Erforschung und Entwicklung von Produkten und Geräten für die Human-, Zahn- und Veterinärmedizin benötigt. Da viele Erkrankungen des Menschen bei Tieren spontan nicht vorkommen, werden durch verschiedene Verfahren im Tier Symptome herbeigeführt, die menschlichen Krankheiten ähneln (siehe hierzu auch: Modellorganismus). Die weitaus meisten Tiere in dieser Kategorie sind Mäuse und Ratten (2005: 92 %). In den 21 % aller Tierversuche sind die vorgeschriebenen toxikologischen oder andere Sicherheitsüberprüfungen von Arzneimitteln und Medizinprodukten nicht enthalten. Laut Angaben des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller (VFA) entfallen 86 % der im pharmazeutischen Bereich durchgeführten Tierversuche auf die Überprüfung von Arzneimitteln auf ihre Unbedenklichkeit, Qualität und Wirksamkeit (Pharmaforschung). Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten Knapp 14 % der Tierversuche entfielen 2005 auf den Bereich der Produktherstellung und Qualitätskontrolle.
Toxikologie (Giftigkeitsprüfungen) Die Toxizitätsbestimmungen standen 2005 mit 6,6 % an Platz 5 der offiziellen Tierversuchs-Statistiken. Neue Wirkstoffe und Chemikalien werden auf mögliche schädigende Wirkungen getestet. Mit dem Inkrafttreten der EU-Chemikalien-Richtlinie REACH-Verordnung am 1. Juli 2007 wurde ein erheblicher Anstieg der Tierversuche im toxikologischen Bereich erwartet. 30.000 Chemikalien, die vor 1981 auf den Markt gekommen sind, sollen hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt zu großen Teilen in Tierversuchen getestet werden.
Andere Bereiche Tierversuche werden außerdem zur Diagnose von Krankheiten wie Tollwut und zur Prüfung von Schädlingsbekämpfungsmitteln durchgeführt. Weiterhin werden Tierversuche auch in der Raumfahrt zum Test von Lebenserhaltungssystemen und zur Erforschung von Auswirkungen kosmischer Umweltbedingungen ausgeführt. Besondere Berühmtheit erlangte 1957 die Hündin Laika, die als erstes Lebewesen in die Umlaufbahn der Erde geschickt worden war und dort, vermutlich an Stress und Überhitzung, starb.
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